IN MEMORIAM

Anno Domini Nostri Iesu Christi 2001-2011

im Jahre unseres Herrn Jesus Christus 2001 - 2011

 

 

 

Liebe Freundinnen und Freunde des Internet Café Herdecke und Ende, 

 

ein Moment der Zeit, eine Minute  des Bewusstseins in  Erinnerungen an

 

unsere Freundinnen und Freunde, Lebens- und Ehepartner die von uns gegangen sind

 

zum stillen Gedenken in Ehrfurcht und Dankbarkeit.

 

 

Erfüllen wir doch hiermit ein Gebot der Ehre.

 

 

 

 

In den vergangenen Jahren haben wir Abschied genommen von:

 

 

 

    Inge Knoop  16.Januar 2005 

 

 

  

    Ilse Rothe  01.April 2006

 

 Silvia Blumberg 25.Oktober 2006

 

 Harald Gronewold  01.November 2007  

 

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   Manfred Pfaff  20. Mai 2010

 

    Inge Bartel  06. Juni 2010

 

 

    Gretel Zürbus  29. September 2010                           
        
            
           

                                                                                                                                                                        

     

 

 

 

 

Wie ein Stein die Wasserfläche berührt und seine Kreise zieht, so zogt auch Ihr Eure Kreise.

 

Wir hatten das Glück, von einem Eurer Kreise berührt worden zu sein. Danke

 

 

 

 

 

 

 

 

Der letzte Wunsch von unserem Freund Manfred Pfaff soll hier erfüllt sein.

 

 

 Manfred Pfaff  posthum meine "Kindheit im Gustloff - Ring"

 

 

Am 20. Mai 2010 verstarb 71jährig der bekannte Wetteraner Künstler Manfred Pfaff nach langem Leiden.

In Absprache mit seiner Witwe Gerda Pfaff, veröffentlichen wir den - für Manfred Pfaff sehr wichtigen -

Beitrag über seine "Kindheit im Gustloff - Ring" posthum für die Bürger seiner Heimatstadt.

 

Manfred Pfaff bei seiner Vernissage 2009 in der Stadtbücherei.

 Manfred Pfaff

 „Meine kleine Stadtgeschichte“

Geboren 1938 im Fünfgiebeleck – Haus in der alten Freiheit,

von dort zog ich mit meinen Eltern in die von der Ruhr-Lippe-

Siedlungsgesellschaft neu erstellte Siedlung Gustloff-Ring.

Wir wohnten dort, in einer für damalige Verhältnisse modernen

kleinen 2 1/2-Zimmer-Wohnung. Die rechteckige Siedlung,

unterteilt in den oberen, mittleren und unteren Teil,

begrenzt durch Schöntaler-, Friedrich-, Mühlenfeld- und Ringstraße

bot sich als geschlossene Einheit dar, die sich in baulicher Form bis

heute nicht verändert hat. Bis zum Abschluss meiner Schulzeit 1953

und Abschluss meiner Lehre 1956 wohnten wir dort. Später zogen wir zur Ardeystraße.

 

 

 

 

 

 

Die ziemlich rechteckige Anordnung der Häuser bot im Innenteil Platz für

Hausgärten, Hühner- und Kaninchenställe. Zwischen den Häusern waren die

Wäschebleichen in Form von Rasenflächen angelegt, welche uns gleichzeitig

als Spielplatz dienten. Dort fanden Tischtennisturniere und weitere Wettkämpfe

wie Miniolympiaden und Hockeyspiele statt. Zum Fußballspielen mussten wir entweder

auf die Straße oder zum Fußballplatz Südstraße, der von einem hohen Bretterzaun umgeben war,

aber irgendwo ein Loch zum Durchschlüpfen hatte. Dies war für uns Kinder Abwechslung pur.

Es wurden Straßenteams gebildet, die mit großem Eifer und Ehrgeiz um den Sieg spielten.

Nie gewannen wir ein Spiel gegen die Mannschaft aus der Steinstraße, in deren Reihen Spieler

vom FC Wetter spielten. Wir spielten auch gern auf der Schafswiese am Obergraben,

deren Besitzer und Schafhalter Walter Düllmann (genannt Wortelbug) uns mit seinem Schäferhund

mächtig Respekt einjagte und uns in die Schranken wies.

 

Die Anlegestelle des Ruderclubs Mark war für uns Kinder Startpunkt um mit

selbstgebauten Flößen aus alten Eisenbahnschwellen, über den Obergraben die

Schafswiese als Bolzplatz zu erreichen. Wir fühlten uns wie Thor Heyerdahl auf

seinen Flößen „Ra“ und „Kon-Tiki“ und Tigris als Abenteurer.

Die „Schlacht“ hinter dem Obergrabendeich war für uns ein Eldorado zum

Schwimmen im Sommer und zum Eislaufen im Winter. Ich erinnere mich noch genau,

als am 12. April 1945 zwischen 5:00 und 6:00 Uhr mit lautem Knall eine unserer

Fensterscheiben zerbarst, ausgelöst durch die Sprengung der Eisenbahnbrücke.

Über der Sprengstelle stand ein riesiger Rauchpilz. Somit war für uns Kinder der

Traum ausgeträumt, trockenen Fußes zu unserer beliebten „Schlacht“ zu kommen.

 

Eine beliebte Anlaufstelle war auch der Kiosk von Rocco Annicchia, der mit dem

Verkauf von Süßigkeiten immer eine große Verlockung für uns war.

An der Einmündung Süd-/Ringstraße befand sich der Lebensmittelladen Hermesdorf,

der für mich eine besondere Bedeutung hatte.

Die Sorge um das tägliche Brot hatte zur damaligen Zeit einen hohen Stellenwert.

Ich löste das Problem für mich persönlich so, dass ich täglich mit einem Leiterwagen

frische duftende Brote (ca. 30 Stück) von der Bäckerei Binholt über die Wilhelmstraße

zu diesem Laden transportierte. Das Krankenhaus und die REME-Kantine wurden

auch diese Weise beliefert. Der Lohn für diese für mich leichte Arbeit betrug 15,- DM

pro Woche und täglich eine Tüte Gebäck, welche für mich der größte Anreiz war.

 

Ein besonderes Ereignis war das Schlachtfest, welches in jedem Jahr durchgeführt

wurde. Neben Hühnern und Kaninchen wurde auch mal ein Schwein von Rudi Hagemeister

zur Schlachtbank geführt, der Eisenbahner aber auch gelernter Metzger war.

Ich muss im Nachhinein sagen, dass es ein Schlachtfest der besonderen Art war.

Eines Tages besorgte er ein Schwein, welches an der Leine auf die Bleiche geführt wurde.

Es sollte zu Fleisch und Wurst verarbeitet werden und jeder Nachbar sollte seinen Anteil bekommen.

Das Schwein allerdings ahnte nichts Gutes, riss sich von der Leine los und machte

sich unter Schreien und Quieken aus dem Staub.

 

Nach anfänglich vergeblichen Fangversuchen durch Erwachsene und uns Kinder,

die unter Johlen und Schreien dem hinterher rasten, welches durch Gärten und

Gebüsch stürmte, ereilte diese letztendlich doch sein Schicksal, denn es wurde

eingefangen und geschlachtet. Sämtliche Schritte wurden von uns Kindern

verfolgt, bis es an der Holzleiter gebunden an der Hauswand stand.

Dort wurde es fachgerecht zerlegt. Die Waschküche ward zur Wurstküche

umfunktioniert und das Schwein in entsprechende Portionen zu Koteletts,

Schnitzel und Wurst verarbeitet. Noch heute habe ich den Geruch der zugegebenen

Gewürze in der Nase. Anschließend wurden Blut- und Leberwurst in Einmachgläsern

eingekocht. Die gefüllten Gläser mit dickem Fettrand wurden für die Wintermonate

ins Kellerregal gestellt.

 

Neben der Schule und der Arbeit gab es im Sommer während der Ferien für uns

immer als absoluten Höhepunkt das Kinder-Schützenfest.

Es war Ausdruck unserer guten Nachbarschaft, die den Zusammenhalt

demonstrierte. Die Eltern unter Führung von Rudi Hagemeister organisierten dieses Fest.

Alljährlich an einem Wochenende in den Sommerferien fand dieses statt.

An den Vorbereitungen nahmen alle teil, Erwachsene, Kinder und die gesamte Nachbarschaft.

Wem es von den Jungen gelang in dem Wettbewerb, welcher aus verschiedenen Disziplinen

wie Dosenwerfen oder Scheibenschießen bestand, die meisten Punkte holte wurde zum

Schützenkönig ernannt. Erwartungsfroh durfte sich der Gewinner aus den Reihen der

Mädchen seine Königin auswählen. Das Gefolge wie Diener oder Hofdamen durfte er

ebenfalls bestimmen. Einmal durfte auch ich selbst das Zepter schwingen, was eine

große Ehre aber auch eine große Zitterpartie war. Mit meinem Gefolge holte ich die

von mir erwählte Königin mit bürgerlichem Namen Edda Pretscher vor ihrer Haustüre ab.

Mutig bot ich ihr meinen Arm und bewunderte Ihr Königinnenkleid, Krone und Zepter.

Der Höhepunkt des Tages war natürlich der Umzug durch die anliegenden Straßen.

Das Königspaar ging an der Spitze und von zwei der Adjutanten wurde ein reich verzierter,

aus Weidenästen geflochtener Bogen über uns gehalten. Viele Zuschauer in den Fenstern

und an den Straßenrändern jubelten uns zu. Ich habe noch heute das Lied im Ohr,

welches aus voller Kehle geschmettert wurde: „Wir feiern heute Schützenfest, Schützenfest,

Schützenfest, die Edda ist die Königin, Königin, Königin, der Manfred ist der König, König,

König und wir sind all die Gäste, Gäste, Gäste, ……

 

Auf den mit Wolldecken abgehängten Rasenflächen an der Wäschebleiche wurde

nun gefeiert. Zuvor hatten Eltern und Kinder die Kaffeetafel aufgebaut,

die mit Kakao und selbstgebackenem Plattenkuchen und Süßigkeiten gedeckt waren,

ließen wir es uns schmecken. Die Zutaten für Kuchen,

wie Zucker und Mehl wurden in der Zeit der Lebensmittelknappheit von den

Bäckereien Sobbe in der Kampstraße und Wolf in der Schöntaler Straße gespendet.

 

Der Vater von Peter Müller, Karl Müller, der sich als Schornsteinfeger verkleidet

hatte, sorgte mit seinem Akkordeon für gute Stimmung. Alle Kinder waren stolz

auf ihre phantasievollen Kostüme, die unter Anleitung der Eltern aus buntem

Krepppapier und anderen Materialien hergestellt worden waren.

Unterhaltungsspiele und Aufführungen ließen die Zeit wie im Fluge vergehen.

Als Gäste und Zuschauer kamen viele Nachbarn,

Freunde und Bekannte aus anderen Teilen des Rings zu unserem Festplatz,

auf dem wir alle viel Spaß hatten. Am gleichen Abend fand für die Erwachsenen

noch ein Umtrunk in der Gaststätte Düllmann im Schöntal statt.

 

Lebendigkeit, die farbenfrohen Verkleidungen, die kreativen Ideenumsetzungen

sind und bleiben mit die schönsten Erinnerungen meiner Kinderzeit.

Der Ansatz zum Selbertun und Mitmachen war zur damaligen Zeit das Schönste

neben der Freiheit uns immer draußen bewegen zu können.

 

 

 

Trotz der Kriegs- und Nachkriegsjahre hatten wir eine schöne, ausgefüllte und

auch meistens unbeschwerte Kindheit, an die ich gerne zurückdenke.

 

gez.

Manfred Pfaff

 

 

 

Günter Freund Webmaster